Montag, 7. April 2014

Offener Brief an die Sparkasse

Liebe Sparkasse,
seit über zwanzig Jahren bin ich in der ein oder anderen Filiale Kunde bei Dir. Wir hatten in diesen Jahren einige Hochs und Tiefs. In letzter Zeit gefällt mir Dein Verhalten allerdings gar nicht mehr.
Den ersten Tiefpunkt hatte unsere Beziehung, als Du mich in den 90ern meiner Meinung nach falsch beraten hast. Dies führte dazu, dass sich meine Spareinlagen nicht so entwickelten, wie ich mir das nach unserem Gespräch vorgestellt hatte. Mein Geld deponierte ich daraufhin bei einer anderen Bank. Dies schien Dich nicht weiter zu stören, vielmehr hatte ich sogar den Eindruck, dass es Dir egal war und Du mit der Beherbergung meines Girokontos zufrieden warst.

Dieser Eindruck täuschte, denn in den folgenden Jahren begannst Du damit, mich mit Beratungsanrufen zu beglücken. Mehrmals jährlich fragten diverse Deiner Mitarbeiter bei mir nach, ob ich nicht für eine Finanzberatung zur Verfügung stünde, was ich jedes mal freundlich und bestimmt verneinte. Ferner bat ich darum, mich nicht mehr in dieser Angelegenheit zu kontaktieren - leider ohne Erfolg. Erst nach mehreren Jahren schaffte es eine Deiner Mitarbeiterinnen einen entsprechenden Marker in meinem Profil zu setzen.
Nach Beendigung meines Studiums begann eine schwierige Phase in unserer Beziehung, denn wenn Du Zeit hattest, hatte ich keine und wenn ich nach der Arbeit bei Dir vorbeischauen wollte, warst Du nicht mehr für mich da. Somit beschränkten sich unsere Treffen auf den ein oder anderen Donnerstag.
Da mir das zwischendurch eindeutig zu wenig war und ich auch außerhalb Deiner Öffnungszeiten mit Dir kommunizieren wollte, stellte ich die Verwaltung meines Girokontos auf reines Online-Banking um. Im Internet konnten wir uns somit rund um die Uhr kostenfrei sehen, während Anliegen, die ich bei Dir zu Hause bearbeiten lassen wollte, Geld kosteten. Du ließt mich nicht einmal mehr kostenlos Kontoauszüge von Deinen Geräten ziehen. Dennoch war ich zufrieden.
Unsere Beziehung plätscherte einige Zeit vor sich hin; für mich war es einfach bequem, an so vielen Automaten Geld ziehen und alle meine sonstigen Angelegenheiten online regeln zu können. Für anstehende Auslandsaufenthalte legte ich mir sogar noch eine kostenpflichtige Kreditkarte zu.
Anscheinend war Dir das nicht genug, denn Du erhöhtest die Kontoführungsgebühren um 66%, ohne mehr Leistung dafür zu bieten. Des Weiteren sendetest Du mir des Öfteren den ein oder anderen Kontoauszug zu - natürlich auf meine Kosten. Die Schuld hierfür nehme ich auf mich, denn ich vergaß ab und zu online einen Auszug abzuspeichern - auch wenn ich es schön gefunden hätte, wenn Du mich von Anfang an daran erinnert hättest.
Einmal auf den Geschmack gekommen, zwangst Du mich aus Gründen der Sicherheit von iTan-Listen auf einen Tan-Generator oder smsTan umzustellen. Beides war natürlich wieder mit Kosten für mich verbunden (€10 vs. 9 Cent pro sms). Ich entschied mich für das smsTan-Verfahren.
Neidisch schaute ich auf die Konten von Familie, Freunden und Bekannten, die oftmals kostenfrei waren. Dennoch wollte ich unsere Beziehung nicht einfach so enden lassen; außerdem scheute ich mich davor, allen möglichen Personen erzählen zu müssen, dass wir uns getrennt haben.
Ich blieb also erst einmal bei Dir. Letzten Monat hast Du mich, liebe Sparkasse, allerdings so verärgert, dass ich nun einen Schlussstrich ziehen werde.
Ich wollte eine Überweisung tätigen, was leider nicht funktioniert hat, weil Du mir nach Eingabe der Tan mitgeteilt hast, dass mein Zahlungsverkehrslimit nicht hoch genug sei um den Betrag zu überweisen. (9 Cent Kosten). Ein Anruf bei einem Deiner Mitarbeiter brachte dann zu Tage, dass ich das Limit selbst online ändern darf (je weitere 9 Cent für das Anheben und Senken des Limits), Dein Mitarbeiter sei dazu am Telefon leider nicht befugt. Was mich wirklich gestört hat war die Tatsache, dass Du Geheimnisse vor mir hast, denn mein Limit lässt sich online nirgendwo einsehen. Nachdem ich die Überweisung getätigt hatte (natürlich erneute 9 Cent) nutzte ich noch die Möglichkeit, Dir eine email zu schreiben. Darin teilte ich Dir mit, dass ich das Prozedere mit dem Zahlungsverkehrslimit suboptimal finde. Nach Drücken des Absenden-Knopfes war ich überrascht, denn Du batest mich um die Eingabe einer Tan, die Du mir ungefragt und ohne vorherige Warnung zugesendet hattest (ja, richtig, für 9 Cent).
In der selben Woche suchte ich dann eine Filiale auf, um zwei Schecks einzulösen und meine angebrochene EC-Karte einzutauschen.
Ersteres klappte ohne Schwierigkeiten, die Karte habe ich erst einmal wieder mit nach Hause genommen. Obwohl ich die Karte schon zwei Jahre mein Eigen nenne, ist sie noch zwei weitere Jahre gültig und ein Austausch schlüge mit €8 zu Buche.
Dann kam der erste April und meine Kontoführungsgebühren waren 3€ höher als normalerweise. Anfangs hielt ich es noch für einen schlechten Aprilscherz, aber Dein Mitarbeiter teilte mir telefonisch mit, dass mittlerweile so wenig Schecks eingelöst werden, dass dies pauschal €1,50 Bearbeitungsgebühr koste.
Daraufhin erklärte ich Deinem Mitarbeiter, dass ich die Kostenentwicklung nicht wirklich toll finde und dass es mittlerweile Banken gibt, die einen Großteil der Leistungen kostenfrei anbieten. 
Die Antwort Deines Mitarbeiters war kurz und prägnant: "Dann wechseln Sie doch."
Und weisst Du was, liebe Sparkasse: genau das werde ich jetzt tun.

P.S.: Ich sehe ja ein, dass das smsTan-Verfahren sicherer als eine iTan-Liste ist, vielleicht solltest Du aber einmal darüber nachdenken, dass ein fünfstelliger PIN zum Einloggen ins Online-Banking auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen